Ergebnisse der Schmetterlingserfassungen
Die Erfassung der Schmetterlinge in den Jahren 2008 bis 2010 erfolgte im Rahmen von bis zu sechs bzw. sieben Begehungen im Zeitraum von Mai bis August eines jeden Untersuchungsjahres. Die Falter wurden im Rahmen von Transsektbegehungen erfasst. Aufgrund der Tiefe der Waldränder von zumeist ca. 30 m (maximal 50 m) konnte auf diese Weise eine weitgehend quantitative Erfassung aller Individuen der vorkommenden Falterarten erfolgen.
Insgesamt war die Abundanz der Falter im Jahr 2008 sehr niedrig – dies war aber nicht nur auf den Maßnahmenflächen so, sondern typisch für den Naturraum generell. Ursache dafür dürfte der ungünstige Witterungsverlauf im Sommer 2007 und der milde Winter 2007/ 2008 sein. Auch im Jahr 2010 sind die Ergebnisse aufgrund des ungünstigen Witterungsverlaufs im Mai und ab Juli des Jahres zum Teil wenig zufrieden stellend – teilweise konnte im Rahmen der Begehungen kein einziger Falter nachgewiesen werden.
Das Jahr 2010 unterschied sich insofern auch gravierend vom Jahr 2009, in dem äußerst günstige Bedingungen für die Falter vorgelegen hatten. Bestandsrückgänge im Vergleich zum Vorjahr dürften (fast) ausschließlich auf den Witterungsverlauf zurückzuführen sein. Besonders in Hinblick auf die Interpretation der Daten gilt es dies zu berücksichtigen.
Nierenberg | Wandelnsberg | Selsberg | Steinberg | Ziegenberg | Bielenberg-NO | Bielenberg-Süd | ||||||||
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Art | 08 | 09 | 08 | 09 | 08 | 09 | 08 | 09 | 08 | 09 | 08 | 09 | 08 | 09 |
P. machaon | x | x | x | |||||||||||
P. brassicae | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x |
A. napi/rapae | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x |
A. cardamine | x | x | x | x | x | x | x | x | x | |||||
G. rhamni | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | ||
I. io | x | x | x | x | x | x | x | x | x | |||||
A. urticae | x | x | x | x | x | x | x | x | ||||||
A. levana | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | ||||
N. c-album | x | x | x | x | x | x | x | |||||||
V. atalanta | x | x | x | x | x | x | x | x | x | |||||
V. cardui | x | x | x | x | x | x | x | |||||||
A. paphia | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | ||
A. iris | x | x | ||||||||||||
Issoria lathonia | x | |||||||||||||
P. aegeria | x | x | x | x | x | x | x | x | x | |||||
M. jurtina | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | |
A. hyperanthus | x | x | x | x | x | x | x | x | x | x | ||||
M. galathea | x | x | x | |||||||||||
C. pamphilus | x | x | ||||||||||||
C. arcania | x | |||||||||||||
C. semiargus | x | |||||||||||||
C. argiolus | x | x | x | x | x | x | x | x | ||||||
C. icarus | x | x | x | x | x | x | x | x | x | |||||
P. malvae | x | |||||||||||||
O. venatus | x | x | x | x | x | |||||||||
T. lineola/sylv. | x | x | x | x | ||||||||||
C. palaemon | x | |||||||||||||
Summe Arten | 8 | 20 | 9 | 18 | 12 | 22 | 6 | 15 | 6 | 18 | 5 | 15 | 13 | 17 |
Entwicklung Falterbestände
Entwicklung der Tagfalterbestände (Anzahl der Arten und Abundanz) und auf den Maßnahmenflächen im Laufe der ersten drei Jahre nach Durchführung der Gestaltungsmaßnahmen.
Die Artenzahlen entwickeln sich auf den Maßnahmenflächen überaus positiv. Während im ersten Jahr meist nur wenige Arten angetroffen wurden, ist bereits im zweiten Jahr mit der Regeneration der Vegetation auch eine deutliche Zunahme der Artenzahlen. Im dritten Jahr (2010) geht die Artenzahl z.T. wieder zurück – dies ist aber wohl vor allem auf den Witterungsverlauf zurückzuführen.
Auf allen Flächen mit Ausnahme des Steinbergs ist im zweiten Jahr eine deutliche Zunahme der Individuendichten feststellbar. Neben dem Witterungsverlauf, der in 2009 die Entwicklung der Falterpopulationen positiv beeinflusste, ist für diese Entwicklung vor allem die Vegetationsentwicklung auf den Flächen verantwortlich zu machen. Alle Maßnahmenflächen sind seit dem zweiten Jahr ausgesprochen blütenreich – mit einer Ausnahme, dem Steinberg, der nur ein sehr eingeschränktes Blütenangebot aufgrund des Fehlens eines breiten Saumes aufweist. Besonders deutlich zeigte sich diese positive Entwicklung im Jahr 2009 am Ziegenberg und Selsberg, aber auch am Wandelsberg wurden hohe Abundanzen festgestellt. Im dritten Maßnahmenjahr gingen auf allen Flächen die Individuendichten wieder zurück – wohl eine direkte Folge des in Teilen ungünstigen Witterungsverlaufs.
Entwicklung ökologische Gilden
Die verschiedenen Arten wurden unterschiedlichen ökologischen Gilden zugeordnet. Die Einordnung folgt im Wesentlichen Blab & Kudrna (1982). Allerdings werden die Arten entsprechend neueren Kenntnissen und der regionalen Besonderheiten zum Teil anders eingeordnet. Die drei letztgenannten Gilden umfassen die Vertreter aus der Schmetterlingsfauna, die als Leitarten für die mittelwaldrandähnlich gestalteten Waldränder fungieren können. Eine Zuordnung der Arten in die jeweiligen Gilden ist der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Auch sind hier die Veränderungen der Falterzönosen im Verlaufe der Sukzession auf den Flächen im Vergleich zur Referenz dargestellt:
- Ubiquisten: (hierunter wurde auch der überwiegende Teil der „Brennesselfalter“ eingeordnet)
- mO: mesophile Offenlandarten
- mgÜ: mesophile Arten gehölzreicher Übergangsbereiche
- hygÜ: hygrophile Arten gehölzreicher Übergangsbereiche
- mW: mesophile Waldarten
Wald | 1. Jahr | 2. Jahr | 3. Jahr | |
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Ubiquisten „Brennessel-Falter“ |
Großer. Kohl-Weißling Grünader-Weißling Distelfalter |
Großer Kohl-Weißling Grünader-Weißling Admiral Distelfalter Tagpfauenauge Kleiner Fuchs |
Großer Kohl-Weißling Grünader-Weißling Admiral Distelfalter Tagpfauenauge Kleiner Fuchs |
Großer Kohl-Weißling Grünader-Weißling Admiral Distelfalter Tagpfauenauge Kleiner Fuchs |
mO | Kleiner Kohl-Weißling Großes Ochsenauge Hauhechel-Bläuling |
Kleiner Kohl-Weißling Großes Ochsenauge Hauhechel-Bläuling Kl. Wiesenvögelchen |
Kleiner Kohl-Weißling Großes Ochsenauge Hauhechel-Bläuling Schachbrettfalter Schwalbenschwanz |
Kleiner Kohl-Weißling Großes Ochsenauge Hauhechel-Bläuling Sonnenröschen Bläuling |
mgÜ | Aurorafalter Schornsteinfeger Rotklee-Bläuling |
Aurorafalter Schornsteinfeger |
Aurorafalter Schornsteinfeger Rostfarbiger Dickkopffalter Braunk. Braun-Dickkopff. |
Aurorafalter Schornsteinfeger Rostfarbiger Dickkopffalter Braunk. Braun-Dickkopffalter Kleiner Würfel-Dickkopffalter |
hygÜ | Gelbwürf. Dickkopffalter | Gelbwürfeliger Dickkopffalter | ||
mW | Zitronenfalter C-Falter Landkärtchen Kaisermantel |
Zitrone C-Falter C-Falter Landkärtchen Faulbaum-Bläuling Kaisermantel Waldbrettspiel |
Zitronenfalter C-Falter Landkärtchen Faulbaum-Bläuling Kaisermantel Waldbrettspiel Großer Schillerfalter |
Zitronenfalter C-Falter Landkärtchen Faulbaum-Bläuling Kaisermantel Waldbrettspiel Großer Schillerfalter |
Summe | 13 | 18 | 23 | 23 |
Neben einer generellen Zunahme der Arten auf den Maßnahmenflächen gegenüber den Ausgangsbeständen, nehmen insbesondere die Leitarten (mgÜ, hygÜ, mW) deutlich zu – ein Indiz dafür, dass die Qualität der neugestalteten Waldränder für Falter deutlich höher ist als die der herkömmlichen Waldränder.
Auffallend ist insbesondere das (eu-)dominante Auftreten der Weißlinge, von denen Großer und Kleiner Weißling (Pieris rapae et P. brassicae) die Flächen aufgrund des weitgehenden Fehlens geeigneter Raupenfutterpflanzen nicht zur Reproduktion nutzen, sondern dort lediglich ihren Nektarbedarf decken. Dominant oder subdominant treten zumeist auch die „Brennessel“-Falter auf, die auf allen Maßnahmenflächen ihre Raupenfutterpflanze vorfinden. Dominant tritt ansonsten nur noch das Landkärtchen (A. levana - Nierenberg) in Erscheinung – alle anderen Arten sind maximal subdominant auf den Flächen vertreten. Mit Ausnahme der beiden oben genannten Weißlinge können sich alle Falter auf den hier vorgestellten Flächen auch reproduzieren.
Abschließend ist festzuhalten, dass sich die alternative Waldrandgestaltung zumindest in den ersten drei Jahren positiv auf die Tagfalterfauna ausgewirkt hat – sowohl hinsichtlich der Artenzahlen als auch der Individuendichten. Wohin die Entwicklung mittelfristig (in ca. 10-15 Jahren) gehen wird, zeigt das Beispiel des Steinberges, der in vielerlei Hinsicht einem mittelwaldähnlich gestalteten Waldrand nach ca. 20 oder mehr Jahre Entwicklung entsprechen dürfte.